Appenzell: Rochaden im Vorstand

An der 164. Delegiertenversammlung des Verbandes Ostschweizerischer Kavallerie- und Reitvereine OKV standen Wahlen, Eintritte von Vereinen sowie das Nationale Pferdesportzentrum Ost im Mittelpunkt.

12.12.2019

Von Sascha Dubach

Der Reitverein Appenzell war in diesem Jahr nach 1985 und 2000 bereits zum dritten Mal in der 50-jährigen Vereinsgeschichte Gastgeber einer Delegiertenversammlung des OKV. Präsident Michael Hässig begrüsste die Delegierten von 130 anwesenden Vereinen (total 154 Vereine) in der Aula Gringel. Nach den klassischen statuarischen Geschäften widmete er sich in seinem Jahresbericht (siehe auch Seite 21) den Themen Dressur mit dem durchgeführten «Round Table»-Gespräch, dem Basisfranken, den Newcomers, der Ausbildung und vor allem dem Tierschutz. Dabei zitierte er mit dem Satz «Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren» den früheren US-Präsidenten Benjamin Franklin. Dabei forderte er vor allem beim Tierschutz keinen «Kadavergehorsam», sondern eine pragmatische Herangehensweise. Buchhalterisch schloss der OKV mit einem Gewinn von rund 10000 Franken und im Budget wird wiederum ein positives Resultat angestrebt. Dem Vorstand wurde entsprechend Decharge erteilt.

Drei «Neue» im Vorstand

Für die demissionierende Ausbildungschefin Heidy Notz wählten die Delegierten Petra Ott (siehe Kasten) in das Leitungsgremium. Ein bereits bekanntes Gesicht übernimmt neu die Führung des Ressorts Springen. René Steiner – bis anhin Sektorchef 4 – übernimmt das Amt von Miriam Decurtins, die aus beruflichen Gründen nach nur zwei Jahren zurückzog. Ebenfalls bereits bekannt ist der dritte «Neue». Karl Heule – Sektorchef 3 – übernimmt neu das Ressort Pferdezucht. Dieses wurde von Sandra Leibacher ini­tiiert und über zwölf Jahre geführt. Die Elggerin bleibt dem Vorstand aber erhalten, und zwar als Leiterin der Geschäftsstelle. Über die Nachfolge von Steiner und Heule in den Sektoren 3 und 4 wird direkt in den entsprechenden Sitzungen entschieden.

Tränenreiche Ehrungen

Stehende Ovationen gab es beim Traktandum Ehrungen – und auch ein paar Freudentränen. Allen voran bei Heidi Notz und Sandra Leibacher, die für ihre Verdienste von den Dele-gierten per Akklamation die Ehrenmitgliedschaft erhielten. Leibacher wurde zudem vom Zürcher Kantonalverband für Sport das Zertifikat für «Vorbildliche ehrenamtliche Arbeit» verliehen. Miriam Decurtins wurde für ihr Wirken ebenfalls gewürdigt und mit einem Präsent verabschiedet. Die Freimitgliedschaft erhielt zudem Nicole Josuran für ihren unermüdlichen Einsatz für den Nachwuchs und ihr Wirken seit über 20 Jahren im Ressort Springen. Ebenfalls zum Freimitglied gewählt wurde Brigitta Gass Mahdi, welche den OKV aktiv über 30 Jahre vom Dachverband SVPS aus in Bern unterstützte.

Keine Aufnahme von neuen Vereinen

Einzig zu Diskussionen führte das Traktandum Ein- und Austritte von Vereinen. Austritte gab es keine zu verzeichnen, dafür begehrten zwei neue die Aufnahme in den OKV. Zum einen der Reitclub Baholz in Dielsdorf und zum anderen der Reitverein Galoppica aus Zurz­ach. Beide durften sich den Delegierten wie gewohnt vorstellen, doch bereits im Vorfeld der Präsentation gab es Unstimmigkeiten. So gab Präsident Hässig bekannt – ohne dabei auf Gründe einzugehen – dass sowohl der Vorstand wie auch der Sektor 2 sich bei Ersterem der Stimme enthalte. Wortmeldungen gab es vor der Abstimmung keine – erst nach der Nichtaufnahme (232 Ja- zu 250 Nein-Stimmen). Die Frage nach dem Warum wurde danach geklärt. Rund um Dielsdorf habe es bereits etliche Vereine und es mache keinen Sinn, einen neuen aufzunehmen. Dieser solle Sy­nergien mit den Nachbarvereinen  nutzen und entsprechend das Gespräch suchen. Dies wurde dann auch den Zurzachern zum Verhängnis. Denn – trotz bester Präsentation – kamen nun Voten aus dem Saal. Beispielsweise wieso die Gesuchsteller im Vorfeld nicht das Gespräch mit den umliegenden Vereinen gesucht hätten. Das Verdikt am Schluss war klar – 38 Ja- zu 546 Nein-Stimmen. Die Delegierten sprachen sich damit klar für eine Stärkung der bestehenden Vereine aus. OKV-Präsident Hässig gab dann auch bekannt, dass zukünftig neue Vereine sich zuerst an einer Sektorensitzung vorstellen müssen. Dabei soll auch der direkte Kontakt mit den Nachbarvereinen im Mittelpunkt stehen.

Kein Kampf

Die Grüsse aus dem Dachverband SVPS (Schweizerischer Verband für Pferdesport) überbrachte dessen Präsident Charles F. Trolliet. Dabei betonte er, dass zwischen OKV und SVPS kein Kampf herrsche: «Wir sind alle der SVPS, der OKV ist Teil des Dachverbandes.» Er konstatierte auch, dass die Anzahl der Sporttreibenden rückläufig sei, obwohl sich der Pferdebestand nach Abschaffung der Kavallerie vor 40 Jahren verdoppelt habe. Aktuell seien rund 200'000 Personen aktiv mit dem Pferd beschäftigt, während nur rund zehn Prozent sich mit dem Sport befassen. Er appellierte an die Delegierten, sich Gedanken zu machen, wie man zu mehr Mitgliedern käme. Denn je mehr Involvierte, je mehr Macht haben die Verbände gegenüber aussen. Auch er sprach diesbezüglich die verschärfte Wahrnehmung bezüglich Tierschutz an.

Frauenfeld, Dielsdorf, St. Gallen? 

Die grosse Abstimmung über den Standort für ein Nationales Pferdesportzentrum Ost NPZO wird erst an der kommenden Delegiertenversammlung in einem Jahr stattfinden. Dennoch durften die Vertreter der drei Kandidaten Frauenfeld, Dielsdorf und St. Gallen unter dem Traktandum «Varia» jeweils kurz über den «Stand der Dinge» ihrer Standorte berichten.

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Die «Neuen»

René Steiner ist seit dem Jahr 2000 in seiner Funktion als Sek-torchef des Sektor 4 im Vorstand OKV vertreten. Vorher war er langjähriger Vereinspräsident des Reitvereins Seebezirk sowie OK-Präsident des Concours in Eschenbach SG und später Rüti ZH. Heute ist er Ehrenpräsident des Reitvereins Seebezirk. Als aktiver Springreiter nahm er während Jahren erfolgreich an Springprüfungen teil. Er kam schon früh mit Pferden in Kontakt, im Militär ging es dann aber richtig los und seither ist er komplett mit dem Pferdevirus infiziert. Heute geht er vor allem noch gerne zur Freude mit dem Familienpferd ausreiten. Zudem verbringt er gerne Zeit mit Freunden auf Concours-Plätzen oder auch sonst wo gemütlich bei Bier, Schnupf und Zigarre.

Aufgewachsen in Widnau im St. Galler Rheintal kam Karl Heule schon in der Jugend mit Pferden in Berührung. Beruflich bildete er sich bis zum Meisterlandwirt aus. Er ist seit über 30 Jahren in der Haflingerpferdezucht und seit 15 Jahren in der Warmblutpferdezucht aktiv. Seit 2014 bewirtschaftet er zusammen mit seiner Familie in Ellikon an der Thur einen Milchwirtschaft- und Ackerbaubetrieb. Nebst seiner Aufgabe im OKV präsidiert er die Haflinger Ostschweiz und steht dem schweizerischen Haflingerverband vor. 

Petra Ott lebt im zürcherischen Turbenthal. Als Lehrerin unterrichtet sie in Zell und arbeitet in der Berufspraktischen Ausbildung mit der Pädagogischen Hochschule in Zürich zusammen. Zurzeit ist sie stellvertretende Schulleiterin in Zell. Nach abgeschlossener Vereinstrainerausbildung war sie acht Jahre lang im Vorstand des Reitvereins Tösstal als erste Übungsleiterin und Vizepräsidentin tätig. Ihre Pferde betreut sie selber im eigenen Stall. Dem Pferdesport ist sie nach wie vor verbunden, sie startet regelmässig an Dressurprüfungen und begleitet ihre Tochter Katja an Springturniere.

Alles zur 164. Delegiertenversammlung des OKVs finden Sie hier.



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