Rosental/Wängi: Erneut Gold für Lütisburg, erster Titel für Näf

Das nationale Saisonhighlight für die Voltigierer fand am 30. September und 1. Oktober auf der Anlage Weierhof in Rosental/Wängi statt. Dort massen sich die besten Schweizer Voltigierer und kämpften um den Meistertitel. Lütisburg 1 konnte dabei den Titel verteidigen.

04.10.2017

Von Manuela Daeppen

Lütisburg 1 heisst der alte und neue Sieger in der Kategorie S Gruppen. Das kam nicht überraschend, da diese Gruppe seit Jahren Weltspitzenleistungen auch in die Schweizer Reithallen bringt. Bereits nach der Pflicht lag das Team um Trainerin Monika Winkler-Bischofberger deutlich in Führung. Die abschliessende Kür zum Thema «Krieg und Frieden» beeindruckte das zahlreiche Publikum. Seit diesem Jahr ist auch die Gruppe Montmirail 1 in der Elitekategorie. Nach dem Junioreneuropameis­tertitel im letzten Jahr konnten sie sich diese Saison auch bei den Senioren etablieren und das Voltige-jahr mit einer Silbermedaille abschliessen. Ihrem Stil sind die Westschweizerinnen treu geblieben, ruhig, kreativ und kraftvoll. Sogar Lämpchen wurden der kleinsten Voltigiererin als «Special Effect» in ihren Anzug eingebaut. Trotz dem grossen Erfolg am Wochenende ist bei ihnen diese Saison nicht alles nach Plan gelaufen. Aufgrund einiger Verletzungssorgen mussten sie auf Turniere verzichten und hatten somit nur ganz wenige Auftritte. Auch für Harlekin Elite 1, die mit einer soliden Pflicht und einer nicht ganz fehlerfreien Kür auf das dritte Podest steigen konnten, gab es dieses Wochenende eine Medaille in der Königsklasse zu feiern.

Die Herren

Nach der Pflicht der Herren Elite sah das Klassement noch so aus, wie wir es uns gewohnt sind: In Führung lag der EM-Vierte Lukas Heppler. Dass dies in den zwei nachfolgenden Umgängen noch wechseln kann, zeigte sich schnell. Vor der Kür fiel Hepplers noch junges Pferd nach dem Berühren der Griffe in den Trab und der Voltigierer musste nochmals in die Zirkelmitte. Ab der ersten Griffberührung beginnt gemäss Reglement die Zeit für die einminütige Kür, sodass der Voltigierer seine Vorstellung abkürzen musste. Zudem war sein vierbeiniger Partner Colonel etwas verunsichert und Heppler musste seine Übungen anpassen. Auf sein Paradepferd verzichten musste der St.Galler Andrin Müller. Nachdem sich Consilio verletzt hatte, musste er kurzfristig ein Ersatzpferd suchen und wurde bei Lütisburg fündig. Mit dem Fuchs Keep Cool ist der 23-Jährige bereits einmal im Weltcup gestartet. Nach nur einem gemeinsamen Training stimmte zwar das Timing beim Aufsprung noch nicht ganz, dafür alles andere. Mit seiner fröhlichen Kür und seinem Peter-Pan-Technikprogramm überzeugte er die Richter und durfte sich als neuer Schweizermeister feiern lassen. Für Longenführerin Monika Winkler-Bischofberger bedeutete dies den ersten Medaillengewinn in der Herrenkonkurrenz.

Die Damen

Auch bei den Damen gab es eine neue Schweizermeisterin: Ramona Näf von Voltige Lütisburg. Nachdem sie mit Topfavoritin Nadja Büttiker nach der Pflicht noch praktisch gleichauf gelegen hatte, überzeugte sie in der Kür als Catwoman alle. Näf konnte sich in diesem Jahr im athletischen und vorallem im künstlerischen Bereich enorm steigern und sich damit eine Topnote von 8.555 sichern. Ihre Teamkollegin Nadja Büttiker konnte mit sehr exakt und sauber geturnten Technikelementen den Abstand auf die Siegerin nochmals verkürzen, konnte sie aber nicht mehr vom ersten Platz verdrängen. Ebenfalls mit einer tollen Leistung konnte sich Marina Mohar für den Voltigeclub Harlekin die Bronzemedaille sichern. Auf Forever du Chalet beeindruckte sie insbesondere durch ihre Sprünge und Beweglichkeitselemente. Eine Mitstreiterin um die Medaillen musste bereits im Vorfeld der Schweizermeisterschaft Forfait geben: Ilona Hannich vom NPZ Bern hat sich verletzt und musste ihren Start zurückziehen.

Die Pas-de-Deux

Bei den Senioren Pas-de-Deux zeigte sich einmal mehr, dass eine gute Pflichtleistung die Basis für den Erfolg ist. Marina Mohar und Céline Hofstetter spielten am Samstag ihre Stärke aus und konnten sich mit Abstand an die Spitze des Klassementes setzen. Das Bieler Duo Zoe Maruccio und Syra Schmid starteten mit ihrer ausdrucksstarken und sehr sauber geturnten Kür zum Thema «Snowwhite» eine Aufholjagd. Sie erhielten für dieses Programm die höchsten Noten der Konkurrenz, konnten aber das Paar Mohar/Hofstetter nicht mehr einholen und mussten sich, wie schon letztes Jahr, mit Silber begnügen. Für die zwei Bielerinnen ist die Saison jedoch noch nicht vorbei. Sie haben vor Kurzem eine Einladung für den Weltcup erhalten, wo sie ihre Kürstärke nochmals ausspielen können. Nach einer starken Pflicht des Paares Svenja Lehmann und Selina Walder zeigten sie in der Kür einige Unsicherheiten. Auf ihrem Pferd Bentley II konnten sie trotzdem den dritten Rang erreichen.

Gold im ersten Jahr

Erst seit etwas mehr als einem Jahr trainiert das talentierte Junioren-Pas-de-Deux Louisa Ryf und Anja Schneider zusammen, und bereits konnten sie sich die zweite Goldmedaille holen. «Die zwei haben Nerven wie Drahtseile», sagt ihre Trainerin Trudi Kauer. Dies zeigten sie auch in ihrer Kür, die sie zu der Musik von Avatar sicher durchturnten und dafür mit einer Kürnote von 7.823 sowie dem Sieg belohnt wurden. Auf dem zweiten Rang folgte das zweite Paar des Voltigevereins Athleta aus Biel. Joana Mumprecht und Annina Basso, die seit ihrer Qualifikation für die Weltmeisterschaften in diesem Jahr eine beachtliche Leis­tungssteigerung zeigten. Auf dem Bronzeplatz konnte sich das König-der-Löwen-Duo Nina Kündig und Alina Wegmann klassieren. Nach einer starken Pflicht schlichen sich in der Kür einige Wackler ein, wodurch vier Tausendstel auf die Silbermedaille fehlten.

Erster Titel

Leider sind im Schweizer Voltigiersport die Herren wenig vertreten. Bei den Junioren Einzel waren nur zwei am Start. Diese lieferten sich in der Pflicht ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei der Kür startete dann Cedric Hofer von der Voltigegruppe Garten zunächst sehr gut, stürzte aber vor dem Kürende und hat die Kür ohne Schlussabgang beendet. Dies wirkte sich mit einem massiven Abzug auf seine Kürnote aus.  Sein Konkurrent Sven Ris zeigte auf seinem Pferd Fellini mit Jasmine Gross­glauser eine sichere und sehr harmonisch geturnte Kür und konnte sich seinen ersten Schweizermeis­tertitel sichern. Für den 16-jährigen Lengnauer war dies der letzte Wettkampf für seinen Verein, da er für seine Ausbildung zukünftig in der Ostschweiz wohnen wird und sich dort Voltige Lütisburg anschliesst.

Hohe Leistungsdichte

Anders sieht die Beteiligung bei den Junioren Damen aus. Die Startplätze sind sehr begehrt und die Leistungsdichte ist erfreulich hoch. Eine Athletin hebt sich aber besonders ab: Samira Garius. Die erst 15-Jährige aus der Talentschmiede Montmirail bestritt eben ihr erstes Jahr im Einzelvoltigieren, da sie letzte Saison verletzungsbedingt auslassen musste. Dieses Jahr konnte sie sich kontinuierlich steigern. Auf ihrem Pferd Calaro konnte sie ihre Konkurrenz bereits in der Pflicht distanzieren und mit einer tollen und sehr ausdrucksstarken Kür gelang es ihr, sich den ersten Einzeltitel der Schweizer Meisterschaft zu sichern. Einzig Sarah Lindner vom Voltigeclub Harlekin konnte der Westschweizerin noch gefährlich werden. In der Kür holte sie sich die meis­ten Punkte, kam aber in der Pflicht nicht an ihre Konkurrentin heran. Für Lindner war dies der letzte Juniorenwettkampf. Sie wird ab nächstem Jahr in der Seniorenkonkurrenz an den Start gehen. Die Ränge drei bis sieben waren allesamt mit nur einem Zehntel Abstand sehr nahe beieinander. Mit der Kür wurde das ganze Klassement nochmals durchei­nander gewirbelt. Mit einer soliden Pflicht und Kür konnte sich Romy Schiess auf Royal Donkey überraschend über den Gewinn der Bronzemedaille freuen. Für die 14-Jährige ist es die erste Saison in der Junioren-S-Kategorie und dieses Resultat ein riesiger Erfolg. Auf dem undankbaren vierten Rang platzierte sich Daria Gallo, die als grosse Medaillenkandidatin in den Wettkampf startete. Nachdem die Pflicht nicht ideal lief, zeigte sie in der Kür mit dem Thema «Cirque du soleil» eine super Leis­tung und konnte nochmals einige Punkte aufholen. Trotzdem, für das Podest hat es am Schluss nicht ganz gereicht.

Knappe Entscheidung

Bei den Juniorengruppen gab es einen spannenden Zweikampf zwischen den WM-Bronzemedaillengewinnern Tösstal Junioren 1 und der Kadergruppe Harlekin Junioren 1. Nach der Pflicht lag die Gruppe Harlekin mit einem Abstand von 0.076 in Führung. Eine Steilvorlage für die sehr kürstarken Tösstalerinnen, die nicht unter idealen Bedingungen in das Turnier starten konnten. Seit den Europameis­terschaften gab es einige Wechsel im Team und erst seit einigen Wochen wurde in der neuen Konstellation trainiert. Voller Vorfreude starteten sie in die Kür. Leider konnten sie ihre, eigens für ihr Erfolgspferd Isabella choreographierte, Kür nicht so zeigen wie gewohnt. Die Stute merkte die lange und anstrengende Saison und ist in der Kür nicht so durchgaloppiert, wie sie sollte. «So ist das im Pferdesport, es gehören alle dazu, damit es funktioniert», so die Töss­taler Trainerin Corinne Bosshard. Die Voltigiererinnen von Harlekin zeigten dafür eine beinahe fehlerfreie Kür auf ihrem Schimmelwallach Lintas Ass. Mit einem hauchdünnen Abstand von 0.005 konnten sie sich den Schweizermeistertitel holen. Im dritten Rang klassierte sich die Gruppe Lütisburg 2. Nachdem sie mit einer unglaublichen Sicherheit in ihre Michael-Jackson-Kür gestartet sind, holte sie eine Pechsträhne, die sie schon die ganze Saison verfolgte, trotzdem noch ein: Genau bei einer heiklen Kürstelle wurde ihr Routinier-Pferd Silvantus etwas schneller. Die zwei Voltigiererinnen auf seinem Rücken verloren das Gleichgewicht und stürzten. Es konnte sogleich weitergeturnt werden, aber das Team verlor wichtige Punkte. Umso grösser war die Freude, dass es trotzdem noch auf das Podest gereicht hat.

Saisonende

Für die Voltigierer geht mit den Schweizer Meis­terschaften die Saison zu Ende. Es war ein toll organisierter Event. OK-Präsident Kurt Bischofberger zeigt sich zufrieden: «Wir haben tollen Sport gesehen und es sind viele Zuschauer gekommen. Einzig am Samstagnachmittag hätte es noch etwas mehr Leute in der Halle haben können.» Dies waren erst die zweiten Schweizer Meisterschaften, die auf zwei Tage aufgeteilt wurden. Nach der Veterinärkontrolle am Samstagmorgen wurden am Samstagnachmittag bereits die Pflichten gezeigt. Umso mehr Zuschauer hatte es dafür bei den High­lights am Sonntag, wo nochmals alle auf ihre Kosten kamen.



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